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§ 7. Die Arabische Halbinsel.
streifen übrig bleiben. Daher ist das weite Innere regenlos, von der
Sonnenglut verbrannt, nur einzelne Talrisse, arabisch W ad is.genannt,
füllen sich im Winter mit Wasser, das künstlich weitergeleitet die frucht-
baren Oasen speist. Der mittlere Teil, Nedsch^. ist zu Zeiten mit
Gras bedeckt, daher züchten hier die ^ebujiia Rosse und Kamele,
auf denen sie die Wüste durcheilen. Die Küsten, besonders die sw.
Jemen, sind fruchtbar. Hier wird vorzüglicher Kaffee angebaut, nach
dem Hauptausfuhrhafen Mokka bekannt. Die Perlenfischerei ist be-
deutend. Im ganzen hat Arabien in seiner Unzugänglichkeit, — viele
Gebiete sind noch gar nicht erforscht — in seinem Hochflächenbau mit den
Randgebirgen, auch in Pflanzen- und Tierwelt Ähnlichkeit mit Afrika.
2. Bevölkerung und staatliche Verhältnisse. Geschichtlich
wichtig ist Arabien dadurch geworden, daß hier Mohammed (ge-
storben 632) die Religion gründete, deren Hauptsatz lautet: Kein Gott
außer Allah, und Mohammed Allahs Prophet. Durch das Schwert hat
sich diese Religion, der Islam, weit auf der Erde, nach Europa,
tief nach Asien und Afrika hinein, ausgebreitet.
Die Bewohner Arabiens sind teils nomadisierende Beduinen,
kühne, beutegierige „Söhne der Wüste", teils — und dies ist die große
Mehrzahl — sind sie in Dörfern und Städten seßhaft. Den Türken
gehorcht nur die Küste des Roten Meeres und des Persischen Meerbusens;
über das ganze übrige Land bis zum Persischen Meerbusen hin gebieten
die Wahhabiten, die glaubenseifrigen Bekenner des Islam, deren
Jmam (geistliches Oberhaupt) völlig unbeschränkt auch die weltliche
Herrschaft führt.
Die wichtigsten Städte liegen an der W.- oder Hedfchas-Küste:
Mekka, 60000 Einw., Mohammeds Geburtsort, mit dem Haupt-
Heiligtum der Moslemin (Islam-Bekenner), der Kaaba, einem schwarzen
Meteorsteine, und Medina, mit dem Grabe Mohammeds. Zu diesen
beiden heiligen Städten wallfahren jährlich Hunderttausende der Moham-
medaner, die in Dschidda landen. Die Sw.-Ecke, Jemen oder das
glückliche Arabien genannt, führt außer Kaffee auch Weihrauch und Bal-
sam aus. Die wichtigste Handelsstadt hier, ein Freihafen, ist das den
Engländern gehörige Aden, eine Kohlen- und Wafferstation für die
Schiffahrt nach Indien.
Unter englischem Schutze steht der Fürst von Oman am Persi-
schen Meerbusen. Seine Hauptstadt ist Maskat, ein lebhafter Handels-
platz, den ein Kranz von Forts auf den umliegenden Höhen sichert. Zu
Oman gehört auch die kleine, durch ihre Perlenfischerei wichtige Insel
Ormüs.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed_Allahs Mohammed Mohammeds Mohammeds
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Asien Afrika Arabiens Persischen_Meerbusen Mekka Mohammeds Medina Mohammeds Dschidda Indien Oman Oman
47
die Zihl, oder Vier-
welche unter waldstätter-
dem Namen see durch-
Q r b e in fließt;
einem franz. 1). die L i m-
See ent- m a t vom
springt, und Tödi, welche
den Neuen- den Wallen-
burger- und städter- und
Bieter - See Zürich - See
durchfließt; durchströmt. Vergl. § 47. Iv.
3. der Straßburger Iii 1
kommt vom französischen
Iura, fließt au Mühlhausen,
Colmar und Straßburg vor-
über und ist durch einen
Kanal mit dem Doubs und
der Rhone verbunden;
4. die Nahe entsteht am Hunds-
rück, fließt am Bade Kreuz-
nach voriiber und müdet bei
Bingen;
5. die Mosel entspringt an
den Vogesen aus mehreren
Quellen, wird bei Metz schiff-
bar, fließt an Trier vorüber
und mündet bei Coblenz.
Sie nimmt die S a a r von
der rechten Seite auf; au
dieser liegen Saarbrück und
Saarlouis;
6. die Maas entsteht auf dem
Plateau von Langres in
Frankreich, fließt an den
Städten Verdün, Namür,
Lüttig, Mastricht, Venloo,
Herzogenbusch voriiber und
vereinigt sich mit der Waal.
Von der linken Seite nimmt
sie bei Namür die S a m b r e,
rechts bei Roermonde die
Ourte auf.
bildet in seinem vorzugsweise
westlichen Lauf zwei nach Sü-
den geneigte Kniebeugungen,
fließt au den Städten Würz-
burg, Aschaffeuburg, Hanau,
Frankfurt vorüber itrtb mün-
det gegenüber Mainz. Von
seinen Zuflüssen sind zu mer-
ken :
u. d. Regnitz, a.d.fränkische
welche durch Saale vom
denludwigs- Frankenwald
kanal mit der (Kissingen) ;
Donau ver- d. d. Hanau er
bunden ist u. Kinzig von
an Bamberg der Rhön;
vorüberfließt; e. die Nidda
b. dietaube r vom Vogels-
aus dem berg;
Tauberfee in
Württemb.;
7. die Lahn entspringt am
Ederkopf, fließt an Marburg,
Gießen und Wetzlar vorüber
und mündet unterhalb des
Bades Ems;
8. die Sieg entspringt eben-
falls am Ederkopf und mün-
det unterhalb Bonn;
9. die Ruhr kommt vom
Rothlager Gebirge und mün-
det bei Ruhrort;
10. die Lippe entsteht im Teu-
toburger Walde unweit Pader-
born und mündet bei Wesel.
8) Die Schelde entsteht am Westende der Ardennen, fließt an den Städ-
ten Valenciennes, Gent und Antwerpen vorüber und mündet in 2
Armen neben dem Rbeine in die Nordsee.
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3m Hintergründe der Hymettos 1000 m Die dunklere Hngelkette im Vordergrundes der Lykabcttos 280 m
(Nach einer Photographie von Alois Beer, Klagcnsurt.)
Athen, gegen Nordosten gesehen.
Vom Haken von Piräus zieht in nordöstlicher Richtung die athenische Einbruchsebeue hin, 2 Stunden lang und 1 Stunde breit, die der vielbesungene Kephissus durchströmt, be-
gleitet von einem uralten Olivenwalde, den der Gesang „langhinflötender Nachtigallen" erfüllt. Eine niedrige Hügelstufe bis 300 m umsäumt diese einst wohlbebaute Früchts
ebene. Ten Rahmen dieses Hügelgeländes aber bilden die gewaltigen Bergmassive des honigreichen Hhmeltos (1000 m), des durch seine Marmorbrüche berühmten Pentelikon
(1100 m) und des Parnes (1400 m). Inmitten dieses stolzen Gebirgskranzes breitet sich in unvergleichlich schöner Lage Athen hin mit der Akropolis samt ihren Ruinenstätten,
noch heut? ein einzigartiger Anziehungspunkt für die ganze gebildete Well.
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Im Hinlcrgruiidc der Hymettos 1000 In Tic tuiiitlcvc Hügclkettc im Hor&cvßnmtic: t>cr Lykabcltos 280 111
(Nach einer Photographie von Alois Beer, Klaftensurt.)
Athen, gegen Nordosten gesehen.
Vom Hafen von Piräus zieht in nordöstlicher Richtung die athenische Einbruchsebene hin, 2 Stunden lang und 1 Stunde breit, die der vielbesungene Kephissus durchströmt, be-
gleitet von einem uralten Olivenwalde, den der Gesang „langhinftötender Nachtigallen" erfüllt. Eine niedrige Hügelstufe bis 30» m umsäumt diese einst wohlbebaute Frucht-
ebene. Den Rahmen dieses Hügelgeländes aber bilden die gewaltigen Bergmassive des honigreichen Hymeltos <1000 m), des durch seine Marmorbrüche berühmten Pentelikou
(1100 m) und des Parnes (1400 m). Inmitten dieses stolzen Gebirgskranzes breitet sich in unvergleichlich schöner Lage Athen hin mit der Akropolis samt ihren Ruinenstätten,
noch heute ein einzigartiger Anziehungspunkt für die ganze gebildete Welt.
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TM Hauptwörter (200): [T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
106
B. Zur Länderkunde.
Die Aussicht von hier aus war viel zu überwältigend, um orientierend genannt
zu werden. Über und hinter den näherliegenden, teilweise rabenschwarzen Bergen
sah man einen weißen Horizont, eine sägezähnige Linie mächtiger Himalajagipfel.
Eine geradezu erhabene Landschaft! Der Himmel war fast klar; nur hier und dort
schwebten weiße Wölkchen. In der Tiefe unter uns lag das kleine Tal, durch das
wir uns eben mit so vieler Mühe emporgearbeitet hatten; von hier aus sah es jämmer-
lich kleiu aus, eiue unbedeutende Abflußrinne innerhalb einer Welt gigantischer
Berge. Einige Abteilungen der Karawane mühten sich noch in dem engen Gang
mit dem Hinaufklimmen ab, und aus der Tiefe drangen die Rufe und Pfiffe der
Männer zu uns heraus. Der Horizont war klar, nicht in Duust gehüllt wie sonst so
oft; seine Konturen waren außerordentlich scharf gezogeu; silberweiße, sonnende-
glänzte Gipfel türmten sich übereinander und hintereinander empor; gewöhnlich
schimmern die ewigen Schneefelder in blauen Schattierungen von wechselnder In-
tensität, bald matt, bald dunkel, je nach dem Winkel der Gehänge in: Verhältnis zur
Sonnenhöhe; bald gehen Schatten und Lichter weich und allmählich ineinander über,
bald sind sie scharf abgegrenzt; es ist ein verwickeltes Spiel physischer Gesetze, die in
unbedingtem Gehorsam zu Steiu erstarrt siud. Auf einem Absatz unter uns stand
ein Teil der Karawane und verschnaufte sich; die Tiere saheu wie schwarze Punkte
auf dem Schnee aus. Hier oben auf unserer Anhöhe aber hüllte uns der Südwest-
wind in schnell weiterziehende kleine Wolken wirbelnder Schneeflocken.
Dieses ganze aufgeregte Meer der höchsten Gebirgswogen der Erde sieht
seltsam gleichmäßig und eben aus, wenn der Blick ungehindert über feine Kämme
hinschweift. Man ahnt, daß sich kein Berggipfel über eine gewisse Maximalhöhe
erhebt; denn ehe er sein Haupt über die Menge emporzurecken vermag, haben Wetter
und Winde, die Denudatiou, ihn von oben abgefeilt. Darin gleichen die Berge den
Meereswellen; auch wenn diese sich in schäumender Wut erheben, nimmt sich ihr Ge-
tümmel, vom Schiffsdeck gesehen, gleich hoch aus, und der Horizont ist eine gerade
Linie; es ist ebenso wie bei den kleinen Erdwellen zwischen den Furchen, die der
Pflug im Acker aufreißt: sie haben alle dieselbe Höhe und, aus der Ferne betrachtet,
erscheint das Feld völlig eben.
Ter Horizont schien unendlich weit entfernt; nur im Norden und Nordosten unter-
brachen ihn naheliegende Höhen, die das Dahinterliegende verdeckten, und in dieser
Richtuug schwebten auch dichtere Wolkeu, die, oben weiß und auf der Unterseite
bläulich duukel, weichen Kissen vergleichbar über der Erde lagen. Man erhielt daher
von dem Plateaulande kein rechtes Bild, ahnte aber fern im Norden eine Bergkette
von himmelstürmender Höhe. Im Nordwesten sah man sehr deutlich einen Haupt-
kämm; er geht von unserem Aussichtspunkt, d.h. von der Anhöhe, wo wir standen,
aus. Es ist das Kara-korum-Gebirge. Der ganze Kamm tritt hier als ein flach
abgerundeter Landrücken auf, ohne anstehendes Gestein, aber von unzähligen kleinen
Tälern durchfurcht, die samt und sonders oben auf dem Kamm beginnen und sich dann
allmählich immer tiefer in seine Seiten einschneiden. Der Hauptkamm windet sich
wie eine Schlange über das Hochland hin, und die Erosionstäler gehen nach allen
Richtungen wie die Äste eines Baumes. Hier herrschen die horizontalen Linien in
der Landschaft vor, aber weiter unten, in den peripherischen Gebieten, fällt der Blick
auf vertikale Linien, wie in den Quertälern von Tschang-tschenmo. Dort unten sind
die Landschaftsbilder imposanter und pittoresker, hier oben aber ist das Antlitz der
Erde eher flach; hier haben die Stürme ihre Wohnungen und ihre unbegrenzten
Tummelplätze in langen dunkeln Wmternächten.
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
Über den Kamm des Kara-korum. —
Die Entdeckung der Jndusquelle.
107
Bis ins Mark durchkältet gingen luir zu Fuß nach der Paßschwelle hinunter, wo
sich die ganze Karawane angesammelt hatte; die Höhe betrug 5780 Meter, und es
war 1 Grad Wärme. Die Leute saugen nicht, sie waren zu müde, aber wir hatten
doch allen Gruud, froh zu sein, denn alle Tiere waren mit ihren Lasten glücklich herauf-
gekommen. Nach Norden hin zieht sich ein kleines Tal, dem wir langsam bergab
folgten. Sein Boden besteht aus lauter (Schlamm, in den die Tiere bei jedem Schritt
einsanken, und in den Gruben, die ihre Hufe hinterließen, sammelte sich sofort trüb-
graues Wasser an. Um uns herum dehnte sich ein Gewirr von relativ niedrigen,
flachen Hügeln aus, die stets von jenen Spalten, die fließenden Boden ankündigen,
durchfurcht waren. In der Mitte des Tales schlängelte sich lautlos ein Wässerlein
ohne Stromschnellen hin; im übrigen war die ganze Gegend überschwemmt, und
Wassermangel hatten wir also zunächst nicht zu befürchten.
Da, wo wir lagerten, war kein Grashalm zu sehen; es hatte daher gar keinen
Zweck, die Tiere frei umherlaufen zu lassen, sie wurden paarweise zusammengebunden
und mußten so stehend warten, bis die Sonne unterging. Tann setzte Gnffarn^) sich
auf eine Filzmatte, ließ einen Sack Mais vor sich hinstellen, füllte eine Holzschale
mit diesem Futter und leerte sie in einen dargereichten Beutel aus, den ein Ladaki
dann einem Pferd vor das Maul hängte. Und so liefen die Männer hin und her,
bis alle Tiere ihren Anteil erhalten hatten und die trocknen, harten Maiskörner an-
genehm zwischen den Zähnen der hungrigen Tiere krachten. Die Ladakipserde wei-
gerten sich energisch, Mais zu fressen, und erhielten statt dessen Gerste; sie wieherten
so freundlich, wenn die Beutel gebracht wurden, aber lange hielt die Freude nicht vor;
das Knabbern hörte nach und nach auf, und mit hängendem Kopf erwarteten sie blin-
zelnd und müde die neue lange Nacht.
Einige überflüssige Pferde waren mit trocknen Japkakpflanzen beladen; beim Lager
Nr. 2 gab es keine Spur von Feuerungsmaterial. Wir waren jetzt 5552 Meter hoch.
Am Morgen nahm ich von Tfchenmo, dem Kotidar von Tanlfe, und von Sambnl,
dem Nnmberdar Pobrang, die hier umkehrten, Abschied. Sie konnten sich bald wieder
an warmen Winden und dem Sonnenschein heller Tage erfreuen. Außer reich-
licher Bezahlung für ihre guten Dienste erhielten sie jeder ein Zeugnis in rühmenden
Ausdrücken. Sie nahmen meine Post mit und sollten den Boten aus Leh, falls sie
ihnen begegueteu, über den Weg Bescheid sagen. Unsere Gesellschaft verkleinerte
sich dadurch um sechs Mann, drei Pferde und sieben Mks. In meiner Abteilung
waren wir nun bloß noch zu drei Manu, uämlich ich selbst, Robert zu Pferd und Rehim
Ali 2) zu Fuß.
Wir machten nun mit dem Bach einen Bogen nach Norden und hatten dabei
auf beiden Seiten hügelige Berge. Das Land war wie tot, man sah keinen Grashalm,
nicht einmal die Spur einer verirrten Antilope; alles organische Leben schien von
hier verbannt zu sein. Aber als wir ein wenig weitergekommen waren, tauchten
Spuren von Menschenbesuchen aus. Man sah im Boden einen schwachen, hellen
Streifen, der wie ein lange nicht begangener Pfad aussah, und neben ihm ein zylinder-
förmiges Steinmal mit einer Steinplatte obenauf. Und an einer Stelle lagen mehrere
Pferde- und Mkfchädel. Doch sollen sich Jäger, wie man mir sagte, nie hierher ver-
irren; vielleicht war es ein Erinnerungszeichen an die Kartenansnahmearbeiten der
Survey of India oder stammte von einem der europäischen Pioniere her, die vor vielen
Jahren zwischen Osttnrkestan und Indien hin und her gereist sind.
1) Mohammedaner, 62 Jahr alt, Begleiter Hedms. ■ [H ]
2) Mohammedaner, Hedms Handlanger, [H.]
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Nnmberdar_Pobrang Robert Hedms Hedms
Extrahierte Ortsnamen: Rehim
Ali Osttnrkestan Indien
108
B. Zur Länderkunde.
Das Wetter war echt tibetisch. Eine Hagelbö nach der anderen durchkältete uns
und jagte uns ihre kühlen Schauer ins Gesicht, aber die Sonne schien doch immer
irgendwo innerhalb unseres Gesichtskreises. Von den Wolken, die ganz unbedeutend
aussahen, hingen lange Hagelfransen herab, aber diese vermochten den Boden nicht
weiß zu färben; er blieb so trocken wie Zunder, im Gegensatz zu den feuchten Ge-
hängen auf beiden Seiten des Kara-kornm-Kammes. Es staubte sogar ab und zu
hinter den Pferden. Weit vor mir sah ich zwei schwarze Punkte auf dem gelblich-
grauen Gelände — es waren ein Pferd und sein Führer, die hinter den anderen
zurückgeblieben waren.
Man sah deu großen Zug der Karawane sich ungeheuer langsam einen Abhang
entlang bewegen. Sie machten halt, sie hatten also Weide gefunden! Ach, nein —
der Boden war hier ebenso unfruchtbar wie überall während der 19 Kilometer, die
wir an diesem Tage zurückgelegt hatten. So wie gestern mußten die Tiere zusammen-
gebunden stehenbleiben, und die Riemen ihrer Gersten- und Maisbeutel wurden ihnen
wieder um den Hals gehängt.
In der Dämmerung berief ich Muhamed Jsa zum Kriegsrat.
„Wie lauge können die Tiere noch aushalten, wenn wir keine Weide finden?"
„Zwei Monate, Herr, aber wir finden schon eher Gras."
„Wenn wir keine längeren Tagemärsche machen wie heute, brauchen wir bis an
den Lake Lighten, den Wellby Sahib vor zehn Jahren entdeckt hat, zehn Tage, und
der Weg führt durch Ling-fchi-tang und Aksai-tschin, die zu den ödesten Gegenden
ganz Tibets gehören."
„Tann wollen wir versuchen, doppelte Tagemärsche zu machen, um möglichst
schnell durch das böse Land zu kommen; in der Gegend des Jeschil-köl ist die Weide
gut, wie Sonam Tsering, der dort gewesen ist, sagt."
„Wie steht es mit den Tieren?"
„Die halten sich gut, nur eiu Pferd und ein Maulesel sind milde, aber die lassen
wir einstweilen ohne Last gehen. Für die übrigen ist die Last ein wenig schwerer
geworden, seit wir die sieben Daks nicht mehr haben. Aber das gleicht sich bald aus."
„Wie machen sich die gemieteten Pferde?"
„Die machen sich auch gut, bis auf zwei, mit denen es zu Eude geht und die wir
wohl bald verlieren werden."
„Achte ja darauf, daß die Tiere möglichst geschont und gut gepflegt werden."
„Sie können sich aus mich verlassen, es wird nichts versäumt. In solchen Lagern
wie diesem hier bekommen sie mehr Mais und Gerste als gewöhnlich, aber da, wo
es Weide gibt, gehen wir mit uuseren Vorräten sparsam um."
Am 3. September lag das flache Plateau in Schneerauch und Nebel verborgen,
und es war schwer zu entscheiden, nach welcher Seite man ziehen mußte; wir ver-
abredeten jedoch, daß keiner den Fluß aus deu Augen verlieren dürfe, denn anderes
Wasser schien nicht zu finden zu seiu. Wir waren noch nicht weit gelangt, als der
Schneefall begann, ein scharfer Südwestwind sich erhob und die wirbelnden Flocken
uus sogar die allernächsten Hügel verbargen. Es schneite jetzt so dicht, daß wir sürch-
teten, die Spur der Karawane, die schon weit voraus war, zu verlieren. Der englischen
Karte uach konnten wir von einem kleinen Salzsee nicht mehr weit entfernt sein, aber
in diesem Wetter war man nicht imstande, sich von dem Aussehen des Landes einen
Begriff zu machen, und es hatte keinen Zweck, des Umschauens wegen einen der Hügel
zu besteigen. Wir saßen eingeschneit im Sattel, aber der Schnee taute auf unseren
Kleidern, und man wurde von einem unangenehmen Feuchtigkeitsgeruch verfolgt.
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Über den Kamm des Kara-korum. —
Die Entdeckung der Jndusquelle.
Iii
Kessel, den auf allen Seiten prächtige Berge umgeben, ein echter „Meidan", wie die
Turkestaner ein solches Tal nennen. Im Norden erheben die Berge zwischen Kara-
kasch und Jurnn-kasch ihre hohen Zacken, und im Süden zieht sich der Kara-korum
immer weiter von unserer Bahn hin.
Über die Ebene eilen Antilopen in leichten, flüchtigen Sprüngen; sie stehen
regungslos da, um uns zu betrachten, aber sobald wir uns nähern, springen sie fort,
wie vou einer Stahlfeder emporgeschnellt, und verschwinden bald in der Ferne.
Ein vor uns liegender Bergvorsprung erschien uns als ein passendes Ziel, wo
Wasser zu finden sein mußte. Aber die Stunden vergingen, und er schien noch ebenso
fern. Ein sterbendes Pferd hielt mich auf; es war unbepackt, aber dennoch zusammen-
gebrochen. Ich empfand großes Mitleid mit ihm und bedauerte, daß es uns nicht
weiter begleiten konnte. So blieb ich denn bei ihn:, um ihm noch eine Weile Ge-
sellschast zu leisten, aber der Tag ging hin, und die beiden Männer, die sich mit ihm
beschäftigten, erhielten Befehl, es zu erstechen, wenn es nicht mehr mitkommen könne.
Meine Ladakis fanden es ebenfalls grausam, ein noch lebendes Pferd zu verlassen;
sein Todeskampf konnte ja noch stundenlang dauern und seine letzten Augenblicke
entsetzlich werden, wenn Wölfe es aufspürten. Es war ein großes, schwarzes Jarkent-
pferd und erhielt abends sein Kreuz auf der Liste.
In der Ferne sah man die schwarze Linie der Karawane sich nach einer Schlucht
zwischen den Hügeln hinbewegen, wo ein schwacher grünlicher Schimmer auf Gras
schließen ließ. Eine Weile darauf zog sie aber wieder hinunter und verschwand im
Gelände; augenscheinlich hatte es auch dort kein Wasser gegeben. Wieder verfloß
eine ziemliche Weile, bis wir weit draußen auf der Ebene im Westen kleine schwarze
Punkte und Linien erblickten, ohne entscheiden zu können, ob es Wildesel oder unsere
eigenen seien. Der Feldstecher reichte dazu nicht aus. Am Fuß eiues Bergstockes
im Westen glänzte ein Bach wie Silber, aber bis dorthin war es weit, und alle Ent-
fernungen waren so groß, daß die Luftspiegelung irreführte und das, was man für
eine Karawaue hielt, ebensogut der auf einer Erosionsterrasse liegende Schatten
sein konnte.
Die guten Augen Roberts aber entdeckten am Fuß des Berges deu Rauch eiues
Signalfeuers. Die Karawane war also angelangt und hatte Lager geschlagen, und
nach einem Ritt von noch einer Stunde quer über die Ebene waren wir wieder mit
ihr vereinigt.
Wir befanden uns hier in einer Gegend, die zu dem herrenlosen Gebiete Aksai-
tschin in Nordwesttibet gehört. Oder sage mir einer, welcher Macht dieses Land
gehorcht? Erhebt der Maharadscha von Kaschmir Anspruch darauf oder der Dalai-
Lama, oder ist es ein Teil von Chinesisch-Tnrkestan? Ans den Karten sind keine
Grenzen angegeben und nach Steinmalen sucht man vergebens. Die Wildesel, die
Mks und die schnellfüßigen Antilopen sind keinen: Herrn Untertan und die Winde
des Himmels kümmern sich nicht um irdische Grenzsteine. Von hier aus konnte ich
also ostwärts ziehen, ohne den Wünschen der englischen Regierung zuuahezutreteu,
und die Chinesen verzeihen es mir gewiß, daß ich von ihrem Passe gar keinen Ge-
brauch machte.
Die fernen Gebirge im Norden, die sich eben noch in rosigen Farben wie die
Häuserreihen einer Riesenstadt am Himmel abzeichneten, erblaßten im grauen Licht
der Dämmerung, und das großartige Relief wurde zerstört, als eiue neue Nacht ihre
duukleu Schwingen über die Erde senkte. Eine Flöte klang leise und melodisch zwischen
den Zelten, und ihre Töne lockten unsere müden Wanderer zur Ruhe.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
140
B. Zur Länderkunde,
Je mehr wir uns der Residenz des Sultans näherten, desto größer wurde die
Zahl der der Expedition voranmarschierenden Watnssi. Wir wurden gewahr, daß
sich der Sultan zu einem großen Empfange vorbereitete. In allen Dörfern fehlten
die Watnales, und auf die Frage nach ihrem Aufenthalt nannte man Nianfa. Ver-
pflegnngskarawanen und Kleinviehherden, von Watnssi geführt, die man überall das
Land durchstreifen sah, hatten dasselbe Ziel. Der Sultan schien also alle Großen
seines Reiches in seine Residenz berufen zu haben. Viele näherten sich uns und
setzten sich an die Spitze unserer Karawane. Wenn sie sich dort trafen, so begrüßten
sie sich, indem einer den Arm leicht um die Taille des auderu legte oder den Ellbogen
des Bekannten erfaßte, was dieser erwiderte. In dieser Stellung pflegten sie dann
einige Augenblicke zu verharren: „Amasho", grüßte der eine, „ich wünsche dir Vieh";
„amasho ngnrre", „ich wünsche dir weibliches", antwortete der Angeredete. So
wuchs begreiflicherweise die Spannung in unserer Karawane mit jedem Tage, jeder
versprach sich höchst merkwürdige Erlebnisse und wünschte den Augenblick herbei,
den Mann von Angesicht zu seheu, dessen Name jeder in Ruanda kennt, dessen Wort
Evangelium bedeutet, außer dessen Willen es keinen anderen im weiten Reiche
Ruanda gibt.
Endlich näherten wir uns der hochgelegenen Residenz. Hunderte von Watnssi
schritten uns vorauf, die ohnehin stattliche Karawane noch vergrößernd. — Einige
Vornehme waren von einer Anzahl Trüger begleitet, die die Kleidung und Lebens-
bedürfnisse des „Herrn" in großen Körben aus dem Kopse trugen. Andere führten
gar eine Kuh mit, damit ihnen die tägliche frische Milch nicht fehle.
Kurz vor dem Einmarsch hatten wir die Freude, Hauptmann von Grawert,
welcher zu uuserem Empfang den weiten Weg aus Vlfumbura nicht gescheut und der
schon mehrere Tage beim Sultan kampiert hatte, zu begrüßen. Tausende von Men-
schen beobachteten von ferne, von den Kuppen der Hügel und Anhöhen, in ruhiger
Haltung unseren Anmarsch; kein Lärmen, kein Schreien, kein Volksgedränge, wie
sonst üblich, begleitete den Einzug. Die Haltung der Bevölkerung unterschied sich auf
das vorteilhafteste von der ihrer Genossen an der Küste.
Tie gespannte Aufmerksamkeit, mit welcher die Bewohner von Niansa uns be-
obachteteu, hatte aber auch uoch einen besonderen Grund. Denn die ungeheuren
Mengen Lebensmittel, die großen Herden von Vieh, die als Geschenk des Sultaus
hier aufgestapelt lagen, nicht zum wenigsten die Anwesenheit des Residenten von
Grawert selbst, der in voller Uniform uns einholte, hatten die Vorstellung ganz be-
sonderer Machtentfaltung, die sich hauptsächlich um meine Person drehte, in der
Phantasie der Leute erweckt. Erzählungen unglaublichster Art schwirrten in der Luft
umher und bildeten das Gesprächsthema.
„Ter große Stier kommt mit seinen Kälbern", slog es von Kuppe zu Kuppe,
„er hat vier Arme und sechs Beine", womit weniger ein Porträt meiner Persönlich-
keit gezeichnet, als vielmehr, der Denkuugsart des Hirtenvolkes entsprechend, meine
Macht und Stärke augedeutet werden sollte.
Ans einem weiten Platz nnweit der Sultanshütte, der dank Hauptmann von
Grawerts Bemühuugen vortrefflich vorbereitet worden war, wurde diesmal das
Lager mit ganz besonderer Sorgfalt hergerichtet. Denn wir erwarteten den Besuch
des „Mami".
Ehe der Allmächtige erschien, wurden wir aber noch Zeugeu eiues höchst erheitern-
den Vorganges. Rings um das Lager standen große Mengen von Mahntu. Neu-
gierig hatten sie sich um das Lager geschart und starrten uns Ankömmlinge an. Aber
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18. Das Leben einer Buschmannfamilie.
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Vley hier ist durch Regen frisch gefüllt, das Wasser süß und rein. Oft genug steht
aber auch der Buschmaun vor einer auftrocknenden Schlammpfütze, die von Kaul-
qnappen, Wasserkäfern, Fliegen- und Mückenlarven wimmelt. Ein solcher Trunk ist
selbst ihm zu ekelig. Aber er weiß sich zu helfen. Er macht sich ein Polster aus gitter-
förmig sich kreuzenden Grashalmen, legt dasselbe anss Wasser, drückt es etwas nieder und
trinkt das durchquellende, siltrierte Wasser, das nun von Larven und Käfern frei ist.
Der Marsch geht nun weiter durch eine Niederung mit Vleybusch. Mehrere
Regenwasserpfannen werden passiert; aus jeder wird gewissenhaft, auch ohne Durst,
getrunken. Anscheinend liegt ein Aberglaube vor. Vielleicht will man seinen Dank
den Geistern ausdrücken, die das so oft entbehrte Naß gespendet haben. Während
des Marsches werdeil inzwischen beständig Wurzeln und Früchte gesammelt, bald
bückte sich dieser, bald jener nieder. Diese Frucht wird gleich gegessen, jene Knolle
im Sack verwahrt. Plötzlich ertönen dumpfe Laute, ähnlich dem Brüllen einer Kuh.
Sie scheinen aus der Ferne zu kommen, und doch sind sie nahe. Die Buschmänner
geraten in Bewegung. Dichter Busch, wie er die Vleys zu umgeben pflegt, liegt vor
ihnen. Im Busch werden die Sachen abgelegt, dann geht's zur Pfanne, von der die
Laute herkommen. Dort ragt etwas aus dem Wasser heraus, dort noch mehr, dunkle
Körper, die hin und her schwimmen, eine Schar verliebter Ochsenfrösche. Blitzschnell
eilen die Männer hinab, und nun entsteht ein wildes Getümmel. Hinab tauchen die
Frösche und suchen sich im Schlamm zu verstecken, doch die Buschmänner stürzen hinein
in das Wasser, das vielleicht knietief ist, greifen und tasten umher. Da hilft kein Zap-
peln und Beißen, der gepackte Frosch muß heraus. Ein Hieb mit dem Spatenstock
über den Kopf, und das betäubte Tier fliegt auf den Sand. So geht die Jagd weiter.
Ein spaßhafter Anblick, diese nackten, braunen dünnen Kerlchen, wie sie schreiend
hemmspringen und hopsen, sich bücken und greifen. Der Eifer erlahmt, die Jagd ist
aus. Elf der unschuldigen Tiere liegen da, der Rest hat sich in die Tiese des Schlam-
mes gerettet.
Betrachten wir die Frösche näher. Die plumpen, dicken, etwa einen halben Fuß
langen Tiere sind schmutzig grau auf dem Rücken, der Bauch ist goldgelb, über die
Beine läuft ein roter Streif. Während der Trockenzeit liegt der Ochsenfrosch im
starren Zustand in Erdhöhlen. Sobald die ersten starken Regen fallen, erwacht er,
und dann erscheinen plötzlich Scharen von Fröschen, „wie vom Himmel gefallen".
Wie Livingstone erzählt, glauben die Betschuanen in der Tat, sie fielen vom Himmel.
Die Tiere treiben sich nun im Dezember und Januar in den Vleys und Pfützen mit
lauten: Brüllen — anders kann man kaum sagen — umher. Dann verschwinden sie,
und die Vleys bevölkern sich später mit Kaulquappen.
Unsre Buschmänner sind nun eifrig beschäftigt, die Ochsenfrösche weidgerecht
auszunehmen. Mit dem Finger wird der Darm herausgezerrt, abgerissen und wieder
reponiert. Nun setzt der Buschmann den After an den Mund und bläst mit voller
Kraft hinein. Die Bauchhöhle füllt sich mit Luft, der Frosch schwillt auf, die Kehl-
blase tritt aus dem sperrweit geöffneten Maul heraus. Diese wird gefaßt und nun
der ganze Inhalt der Leibeshöhle, Speiseröhre, Magen, Darm, herausgerissen. Dann
wird der Frosch auf einen zugespitzten Stock gesteckt, der durch die Haut des Unter-
kiefers gestoßen wird, und so hängen sie bald da, einer hinter dem andern, mit auf-
gerissenem Mnnd und langgestreckten Beinen, die Vorderbeine — Arme möchte man
unwillkürlich sagen — über der Brust gekreuzt.
Mit dieser wunderlichen Last aus der Schulter geht's weiter. Der Vleybusch
wird verlassen, tiefer, roter Sand mit Mochononobufch beginnt, eine niedrige Berg-
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